Dorfzerstörungspgrogramm

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Henning Rehbaum traf sich mit dem Bürgermeister der Gemeinde Everswinkel, um Werbung für den Verbrauch von freier Landschaft durch die verstärkte Ausweisung von Baugebieten auch in den kleinen Ortsteilen des Münsterlandes zu machen. Die Tageszeitung „Die Glocke“ veröffentlichte dazu am 19. Februar 2022 einen Leserbrief von Alfred Wolk.

 „Dörfer dürfen wieder wachsen“- mit dieser effektheischenden Aussage soll offenbar der Eindruck erweckt werden als sei dies in der Vergangenheit verboten gewesen und mit Hilfe des Herrn Rehbaum würde den Dörfern nun durch eine Gesetzesänderung etwas Gutes widerfahren. Ein Wachstum von kleinen und kleinsten Ortsteilen war auch bisher jederzeit möglich. So bestätigt ein Blick auf die Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahrzehnte, dass in den Dörfern des Münsterlandes in der Regel ein verhältnismäßig stärkerer Anstieg der Einwohnerzahlen zu verzeichnen war als in den größeren Orten.

Ein weiterer Blick auf die Entwicklung der Vergangenheit offenbart aber auch, dass der Flächenverbrauch und die damit einhergehende Naturzerstörung im ländlichen Bereich wesentlich rasanter gestiegen sind als die Bevölkerung. Um eine Zersiedelung der Münsterländer Parklandschaft und eine Zerstörung des dörflichen Charakters durch die ungehemmte Ausweisung überdimensionierter Baugebiete zu verhindern, sieht der Regionalplan ein organisches, d. h. der Größe des Dorfes angemessene Entwicklung vor.

Diese dem Schutz der Dörfer und dem Erhalt der Lebensqualität der jetzigen Bewohner und insbesondere zum Erhalt der Lebensgrundlagen der nachfolgenden Generationen dienende sinnvolle Regelung wird aber von der Gemeinde Everswinkel aus egoistischen Motiven einzelner Interessengruppen nach wie vor nicht akzeptiert. Der Bürgermeister und der Abgeordnete Rehbaum propagieren weiterhin ungebremstes Wachstum statt organischer Entwicklung. Aufgrund einer von der aktuellen Landesregierung in Folge der „Königskamp-Historie“ geschaffenen Sonderreglung soll Alverkirchen zukünftig im Regionalplan als Siedlungsbereich ausgewiesen werden. Diese Forderung hat der Bürgermeister ohne Beteiligung der Öffentlichkeit und ohne Beteiligung des Gemeinderates bereits in die Entscheidungsgremien eingebracht.

Der propagandistisch anmutende Versuch, die Umwandlung Alverskirchens als Siedlungsbereich im künftigen Regionalplan als Wohltat anzupreisen, ist an Zynismus wohl kaum zu überbieten. Tatsächlich handelt es sich um die Einleitung eines „Dorfzerstörungsprogramms“ mit allen sich daraus ergebenden sozialen, ökonomischen und ökologischen Folgen.

 

Siehe vertiefend auch:
Abwendung von einer flächensparenden Siedlungspolitik

Everswinkeler Bürgermeister will Flächenfraß forcieren