Zahl der Kindergartenkinder in Everswinkel weiter rückläufig

Die Zahl der Geburten wird in den kommenden Jahren weiter sinken. So werden 2039 voraussichtlich nur noch knapp 151.000 Kinder in Nordrhein-Westfalen geboren – 2021 waren es noch 171.000. Dadurch wird die Zahl der Kindergartenkinder in den nächsten zwei Jahrzehnten landesweit kontinuierlich zurückgehen und Anfang der 2040 Jahre um gut zehn Prozent unter dem heutigen Niveau liegen.[1]

Das ist eines der Ergebnisse der von IT.NRW am 04. März 2022 veröffentlichten Bevölkerungsvorausberechnung für den Zeitraum von 2021 bis 2050. Auf Basis der Bevölkerungsdaten zum Stichtag 31. Dezember 2020 wurden die Bevölkerungszahlen für alle Kommunen in Nordrhein-Westfalen unter Berücksichtigung von Geburten, Sterbefällen, Zu- und Fortzügen in die Zukunft fortgeschrieben.[2]

Bis 2030 bereits 14% weniger Kinder unter 6 Jahren

Die im Internet für jede Gemeinde Nordrhein-Westfalens abrufbaren Daten zeigen, dass die demografische Entwicklung auch in Everswinkel zu gravierenden Veränderungen führen wird: Neben einer sinkenden Einwohnerzahl wird es in den kommenden Jahrzehnten auch erhebliche Verschiebungen in der Altersstruktur der Everswinkeler Bevölkerung geben.

Während die Altersgruppe der über 80-Jährigen besonders stark ansteigt, nimmt die Zahl der Kindergartenkinder im Alter bis zu 6 Jahren rapide ab. Bereits bis zum 31.12.2030 wird sich die Anzahl der unter 6-Jährigen voraussichtlich um 81 Kinder verringert haben, das entspricht einem Minus von 14% im Vergleich zu 2020. Die nachfolgende Tabelle gibt die jährlichen Veränderungen wider.

Tabelle: Entwicklung der unter 6-Jährigen[3]

Die vorstehende Vorausberechnung von IT.NRW erhebt keineswegs den Anspruch, die künftige Entwicklung exakt abzubilden. Sie zeigt aber auf, welche Konsequenzen sich aus den bisherigen Entwicklungen ergeben werden und bietet damit eine maßgebliche Grundlage für künftige Planungen und Maßnahmen.

Betreuungsangebote veränderten Entwicklungen anpassen

Die Gemeinde Everswinkel hat in den vergangenen Jahren die Zahl der Kindergartenplätze stetig ausgebaut, um den veränderten Bedürfnissen nach Betreuungsangeboten gerecht zu werden. Mit den im Kindergartenjahr 2020/2021 zur Verfügung stehenden 426 Kindergartenplätzen wird ein überdurchschnittlich hoher Versorgungsgrad erreicht.[4]

Eine bedarfsorientierte Weiterentwicklung der Betreuungsangebote erfordert eine auf aktuellen demografischen Daten beruhende sorgfältige und kontinuierliche Planung. Für die Gemeinde Everswinkel gilt es, auf den prognostizierten Rückgang der unter sechsjährigen Kinder planerisch zu reagieren. Das heißt, bei dem voraussichtlich zukünftig eintretenden Überangebot an Kindergartenplätzen sind schon jetzt alternative Nutzungen der frei werdenden Kapazitäten mitzudenken.

Bei der Frage, welche kommunalpolitischen Beschlüsse gefasst werden sollten, um das Betreuungsangebot im Kindergartenbereich bedarfsgerecht zu gestalten, ist die Berücksichtigung der gemeindescharfen Bevölkerungsvorausberechnungen geradezu unerlässlich, um zu sachgerechten Entscheidungen zu gelangen.

Paradox: Erhöhung des Angebots bei zurückgehender Nachfrage

Entscheidungsrelevante Zahlen und Analysen sind das Eine, deren inhaltliche Einordnung und die Ableitung möglicher Handlungsoptionen sind jedoch das Andere.

Ganz offensichtlich ist die Mehrzahl der kommunalpolitischen Entscheidungsträger in der Gemeinde Everswinkel der Ansicht, die demografischen Entwicklungen ignorieren zu können. Nur so ist es zu verstehen, dass trotz des prognostizierten Rückgangs der Zahl der künftigen Kindergartenkinder am 28. April 2022 im Jugend- und Sozialausschuss der Gemeinde Everswinkel einstimmig beschlossen wurde, im Baugebiet „Bergkamp III“ eine neue Kita zu errichten.[5

Mit anderen Worten: Der Bürgermeister und die Kommunalpolitiker der Gemeinde Everswinkel wollen dem Rückgang der Kindergartenkinder mit einem weiteren Ausbau der Kindergartenkapazitäten begegnen.

Zukunftsgestaltung statt Ignoranz der Fakten

Sicherlich ist es für die kommunalpolitischen Entscheidungsträger schwierig zu akzeptieren, dass sich der demografische Wandel auch in der eigenen Kommune schmerzlich bemerkbar macht. Dabei gilt es, sich bewusst zu machen, dass der Rückgang der Geburtenrate und der Geburtenzahl und infolge dessen der Rückgang der Kindergartenkinder als Ereignisse der Vergangenheit irreveresibel sind. Auch die Fortführung der bisher betriebenen „Kirchturmpolitik“ wird die Talfahrt nicht verhindern können.

Die Gestaltung der demografischen Entwicklung statt die Ignoranz der Fakten sollte daher in Zukunft die zentrale Aufgabe für Verwaltung und Politik in Everswinkel sein.

[1] Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW): : Bevölkerungsvorausberechnung für NRW. Ergebnisse für das Land, Kreise sowie für Städte und Gemeinden 2021 bis 2050/2070.
[2] Zu der Berechnungsmethode und den gemachten Annahmen siehe: Bevölkerungsvorausberechnung für NRW. Ergebnisse für das Land, Kreise sowie für Städte und Gemeinden 2021 bis 2050/2070, abrufbar unter: https://www.it.nrw/bevoelkerungsvorausberechnung-fuer-nrw
[3] Die Daten der Tabelle wurden aus der von IT.NRW veröffentlichten Basisvariante der Bevölkerungsvorausberechnung für NRW 2021 bis 2050/2070 zusammengestellt.
[4] Kreis Warendorf: Kindergartenbedarfsplanung 01.08.2021 bis 31.07.2022 für den Zuständigkeitsbereich des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien des Kreises Warendorf, Seite 35.
[5] Gemeinde Everswinkel: Niederschrift der Sitzung des Ausschusses für Familien und Soziales am 28.04.2022.