Versöhnen statt spalten

Leserbrief von Gundi Grabenmeier in den Westfälischen Nachrichten vom 16. Dezember 2014.

Die Westfälischen Nachrichten vertreten in einem Kommentar vom 13.12.2014 unter dem Titel „Facettenreicher Beschluss“ die Ansicht, dass die Zukunft Alverskirchens im Allgemeinen und die Zukunft der Grundschule im Besonderen vom Baugebiet Königskamp abhängen. Gundi Grabenmeier zeigt auf, wie grotesk die Aussagen sind.

 

Sowohl im Ortsteil Everskwinkel als auch im Ortsteil Alverskirchen sind in den vergangenen Jahren fortlaufend Baugebiete ausgewiesen und hunderte von Grundstücken vermarktet worden. Zahlreiche junge Familien haben dort ihr „Nest“ gebaut und tatsächlich auch für Nachwuchs gesorgt. Trotzdem ist die Zahl der Grundschüler an den zwei Grundschulen in diesen beiden Ortsteilen seit den 90er Jahren gesunken.

Während 1997 die beiden Grundschulen von insgesamt 534 Schülerinnen und Schülern besucht wurden, so sind es heute noch 354 Kinder. Nach Auskunft der Gemeindeverwaltung wird diese Zahl bis 2020 weiter auf 298 absinken. Von 1997 bis 2020 ist somit ein Minus von 236 Grundschulkindern zu verzeichnen. Dies entspricht einem Rückgang von 44%.

Die Zahlen machen deutlich, dass die demographische Entwicklung auch in Everswinkel und Alverskirchen unaufhaltsam zu Veränderungen führt. Auch in unserer Kommune ist die Schülerzahlentwicklung geprägt durch einen Rückgang der Geburtenzahlen. Aufgabe von Verwaltung und Gemeinderat ist es in dieser Situation, im Sinne der ganzen Gemeinde unter Beachtung der finanziellen Möglichkeiten eine zukunftssichere Grundschullösung zu finden. Dies erfordert auch schulorganisatorische Maßnahmen für den Fall, dass an einem Grundschulstandort die erforderliche Mindestgröße zu Bildung von Eingangsklassen nicht mehr erreicht werden kann.

Baugebiete stoppen diesen Trend nicht, das zeigt die Entwicklung der Grundschülerzahlen in Everswinkel überdeutlich. Vor diesem Hintergrund ist es geradezu absurd zu glauben, die Ausweisung weiterer Baugebiete sei das Allheilmittel zur Lösung der anstehenden Probleme. Noch absurder ist es aber, eine einzelne Person für die Misere verantwortlich zu machen, wie dies wiederholt in dem WN-Artikel versucht wird. Geradezu grotesk ist die Aussage in der WN, die Alverskirchener Grundschulproblematik könne durch eine Unterschriftenliste gegen einen ehemaligen Lehrer gelöst werden.

Der ehemalige Lehrer Alfred Wolk war weder Ankläger, noch hat er die „Zukunft Alverskirchens verspielt“. Alfred Wolk hat mit seiner Klage vor dem Oberverwaltungsgericht lediglich darauf hingewiesen, dass die Mehrheit des Gemeinderates in der Vergangenheit rechtswidrige Beschlüsse gefasst hat. Sowohl das Oberverwaltungsgericht als auch das Bundesverwaltungsgericht sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Verwaltung und Gemeinderat in der Vergangenheit mit der Ausweisung von Baugebieten im Ortsteil Alverskirchen gegen geltendes Recht verstoßen haben.

Das ersehnte „Wunder vom Königskamp“ bedeutet nichts anderes, als die Forderung, sich weiter ungeniert über geltendes Recht hinwegzusetzen. Die Verwaltung und der Gemeinderat der Gemeinde Everswinkel haben über alle Parteigrenzen hinweg zu akzeptieren, dass veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen auch auf kommunaler Ebene neue Lösungsansätze erfordern.

„Versöhnen statt spalten“ könnte auch für Alverskirchen und Everswinkel die Leitidee einer zukunftsfähigen Kommunalpolitik sein.