Seit 1972 sterben in Deutschland in jedem Jahr mehr Menschen als Kinder geboren werden. Dieser Trend setzte sich 2017 fort. Deutschlandweit lag die Zahl der Gestorbenen um 147.000 über der Zahl der Geburten.[1]
Auch in Nordrhein-Westfalen starben im vergangenen Jahr mehr Menschen als Kinder geboren wurden. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als amtliche Statistikstelle des Landes mitteilt, ist die Zahl der Geburten im Vergleich zu 2016 gesunken und die Zahl der Gestorbenen landesweit gestiegen. Das Geburtendefizit betrug im vergangenen Jahr in NRW 32.858 Menschen.[2]
Negativer Trend im Kreis Warendorf bestätigt
Die regionale Betrachtung bestätigt auch für den Kreis Warendorf und ebenso für die Gemeinde Everswinkel mehr Sterbefälle und weniger Geburten und damit einen weiteren Rückgang der natürlichen Bevölkerung. Da sich kreisweit die Geburtenrate um 3% verringerte, gleichzeitig die Sterberate aber weiter anstieg, übertraf 2017 die Zahl der Gestorbenen die Geburten um 517 Menschen.[3] Nach aktuellen Angaben der Kreisverwaltung werden bis zum Jahr 2040 ca. 13.000 Menschen weniger im Kreis Warendorf leben.[4]
Starker Geburtenrückgang in Everswinkel
In der Gemeinde Everswinkel war bei den Geburten im Vorjahresvergleich sogar ein Rückgang von 11,6% zu verzeichnen. 76 Kinder wurden 2017 in der Gemeinde geboren, das waren 10 Kinder weniger als im Jahr zuvor. Die Zahl der Sterbefälle stieg im gleichen Zeitraum von 84 auf 87 Bürgerinnen und Bürger.[5]
Die Differenz zwischen Sterbefällen und Geburten wird sich in Everswinkel in den kommenden Jahren aufgrund der ungünstigen Altersstruktur dynamisch erhöhen, was zu einem weiteren Rückgang der natürlichen Bevölkerung führen wird.
Everswinkel hat kreisweit höchsten Altenquotienten
Die Betrachtung der Altersstruktur der Everswinkeler Bevölkerung zeigt, dass es kontinuierlich immer mehr ältere, aber gleichzeitig immer weniger jüngere Menschen in der Gemeinde gibt. Die ungünstigen Auswirkungen der Altersverschiebung gibt der Altenquotient wider. Der Altenquotient stellt das Verhältnis der Bevölkerung über 65 Jahren zur erwerbsfähigen Bevölkerung (20 bis 65 Jahre) dar.
Bis 2040 wird sich dieses Verhältnis in Everswinkel stark verschoben haben: 100 erwerbsfähigen Menschen stehen dann 76 Menschen über 65 Jahren gegenüber. Im Vergleich zum Jahr 2015 wird sich der Altenquotient dann um 44,1 erhöht haben. Everswinkel hat in Zukunft den höchsten Altenquotienten unter allen Kommunen des Kreises Warendorf. [6]
Paradigmenwechsel erforderlich
Die Folgen des demografischen Wandels sollten auch Verwaltung und Kommunalpolitiker in Everswinkel endlich zur Kenntnis nehmen. Das Demografie-Problem erledigt sich nicht von selbst; schon gar nicht durch die naturzerstörerische und zum Teil rechtswidrige Ausweisung von Neubaugebieten im Außenbereich.
Die Zukunft gehört denen, die proaktiv handeln und die veränderten Rahmenbedingungen als Chance begreifen. Dazu ist insbesondere ein Paradigmenwechsel in der Siedlungsentwicklung erforderlich. Die bisher betriebene Form der Siedlungsentwicklung war nicht nur von einem respektlosen Umgang mit der Natur gekennzeichnet, sondern hat auch zu einer zusätzlichen dauerhaften Belastung des kommunalen Haushalts geführt.
Die durchaus vorhandenen positiven Beispiele aus anderen Kommunen zeigen, dass das Thema Nachhaltigkeit bei der Bewältigung der demografischen Probleme eine zunehmend wichtigere Rolle spielt.[7]
[1] Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. 262 vom 13. Juli 2018, abrufbar unter https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2018/07/PD18_262_126.html.
[2] Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Pressemitteilung 224/18 vom 09. August 2018, abrufbar unter https://www.it.nrw/zahl-der-geburten-nrw-auch-2017-auf-hohem-niveau-91668.
[3] Vgl. ebenda, PDF-Datei „Lebendgeborene und Gestorbene in NRW 2007 bis 2017“.
[4] Kreis Warendorf: Kommunale Pflegeplanung 2018, Juni 2018, Seite 11.
[5] Gemeinde Everswinkel, Pressemitteilung vom 02. Februar 2018.
[6] Kreis Warendorf: Kommunale Pflegeplanung 2018, Juni 2018, Seite 14.
[7] Vgl. hierzu beispielhaft die vom Bürgermeister Armin König in der Gemeinde Illingen betriebene Demografie-Politik.
König, Arnim: Demografischer Wandel – lokal gesteuert. Ein Erfahrungsbericht, 2016, 160 Seiten.