Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. 1784 erklärte Immanuel Kant dies zum Leitspruch der Aufklärung.
Wir sollten bei Verstand bleiben und uns kein postfaktisches Zeitalter einreden lassen. Bestimmte Fakten sind nicht verhandelbar. Das Wissen etwa, das im kommunalen Haushalt mehr Aufwand als Ertrag am Ende des Haushaltsjahres zum einem Verlust und damit zu einer Verringerung des Eigenkapitals führt.
Wenn wir diese Grundlagen verlassen, verlassen wir den Boden der Demokratie, in der es um Argument und Gegenargument gehen sollte. Nicht emotionsfrei, aber eben faktisch fundiert.
Auch von der Kommunalpolitik erwarte ich, dass sie sich ihres Verstandes bedient, das vorhandene Wissen nutzt und den Mut hat, die notwendigen Veränderungen anzupacken und gegenüber der Bevölkerung zu vertreten.
Der Haushalt der Gemeinde Everswinkel weist seit dem Haushaltsjahr 2009 ununterbrochen Verluste aus. Auch der Haushaltsplan für das Jahr 2017 und die Prognosen für die Jahre 2018, 2019, 2020 sehen beträchtliche Verluste vor.
Trotzdem sind Gemeindeverwaltung und die Mehrheit des Gemeinderates nicht bereit, strukturelle Veränderungen vorzunehmen, sprich massive Sparmaßnahmen einzuleiten. Stattdessen wird laut darüber nachgedacht, bei stagnierender bzw. zukünftig verstärkt rückläufiger Bevölkerung weitere Baugebiete auszuweisen.
Folge: Die Infrastrukturkosten werden weiter erhöht, die Belastung für jeden einzelnen Bürger steigt zwangsläufig.
Der Leitspruch von Immanuel Kant ist offenbar im Everswinkeler Rathaus noch nicht angekommen.