Die angespannte Finanzlage und die daraus resultierende Suche nach Einsparpotenzial haben in Everswinkel bereits in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass vermehrt bei der Pflege von Grünflächen „geknausert“ wird. So wurde der Pflegestandard von fünf auf drei Pflegegänge reduziert und einzelne Pflanzbeete in Rasenbeete umgewandelt.
Zur weiteren Kostenreduzierung wurde auf Empfehlung der Gemeindeverwaltung im Rahmen der Haushaltsberatungen 2016 die Umwandlung weiterer 49 Pflanzbeete und 5 Hecken in pflegeleichte Rasenbeete beschlossen.
Mit anderen Worten: Ökologisch wertvolle Sträucher und Hecken werden entfernt und in Rasenflächen umgewandelt. Die erwartete Kostenersparnis wird mit ca. 5.000 € jährlich beziffert.
Die durch Beschluss der Kommunalpolitiker zur Zerstörung freigegebenen Sträucher und Hecken wurden in der Vergangenheit mit erheblichem finanziellem Aufwand (d. h. mit dem Geld der Everswinkeler Bürger) zur Verbesserung der grünen Infrastruktur und zur Steigerung der Wohnqualität gepflanzt. Jetzt erfolgt sozusagen die „Rolle rückwärts“.
„Nun ließen sich die Flächen wieder einfacher unterhalten“, führte aktuell die Gemeindeverwaltung als Begründung für die frevelhafte Entfernung von Streuobstbäumen auf einer Freifläche im Bereich Königskamp an. Auch hier ist für die Gemeinde nicht entscheidend, welchen Wert die Streuobstbäume für die Biodiversität darstellen. Alleiniger Maßstab ist die Lösung mit dem geringsten Pflegeaufwand.
Hecken, Sträucher und Bäume sind unbestritten ein wertvoller Lebensraum für Vögel und Insekten. Für den Menschen bieten sie mit unterschiedlichen Blüten, Blättern und Früchten einen abwechslungsreichen Anblick. Darüber hinaus wirken sie sich als sogenannter weicher Standortfaktor auch positiv auf Wohnstandortentscheidungen aus.
Die Umsetzung des Mottos „Sträucher, Hecken und Bäume raus – Rasen rein“ führt nicht nur zu einer Vernichtung von kommunalem Vermögen und zu einer Verschlechterung der Ökobilanz. Ein solches Vorgehen ist auch kontraproduktiv im Hinblick auf die im Haushalt mit jährlich mehreren Tausend Euro angesetzten Werbemaßen, mit denen auf die Wohnqualität in Everswinkel aufmerksam gemacht werden soll.
Siehe ergänzend auch:
Beitrag „Etikettenschwindel“ vom 16. Februar 2017,
Leserbrief „Rodung von Bäumen legitimiert durch Münsterländer Landrecht?“ vom 14. Februar 2017,
Stichwort „Streuobst“ im Glossar