Wachstumsmythos zerbröselt

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nahm die jüngsten Geschäftsschließungen in der Gemeinde Everswinkel zum Anlass, den Bürgermeister in der Sitzung des Gemeinderates am 19.10.2017 über die Situation der örtlichen Wirtschaft sowie über Strategien und Ziele für ein erfolgreiches Wirtschaftsleben aus der Sicht der Verwaltung berichten zu lassen.

Die angestoßene Diskussion um die Zukunft Everswinkels machte erneut deutlich, dass der in der Vergangenheit gepflegte Wachstumsmythos zerbröselt wie ein altgewordener Keks. Reihenweise Geschäftsschließungen, Bevölkerungsrückgang bzw. – stagnation und ein stetig steigendes Haushaltsdefizit sind untrügliche Zeichen einer Wachstumsdämmerung, die längst in Everswinkel angekommen ist. Grund genug, um endlich über eine andere, nachhaltige Kommunalpolitik im Interesse des Allgemeinwohls nachzudenken.

Statt die Chance zu nutzen, Visionen im Hinblick auf eine zukunftsfähige ressourcenschonende Kommunalpolitik zu entwickeln, hatte die Auseinandersetzung im Gemeinderat Züge einer Burn-out-Debatte. Die vom Bürgermeister erneut gewählte Strategie, die Schuld bei anderen zu suchen, offenbarte in einer kaum mehr zu übersehenden Deutlichkeit die Hilflosigkeit von Verwaltung und der Mehrheit der Kommunalpolitiker im Umgang mit veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Geradezu makaber wirkte der krampfhafte Versuch des Bürgermeisters, bei der Suche nach „Schuldigen“ auch den Grünen in Everswinkel einen Anteil an der Misere zuzuschreiben. Die Grünen hatten es Anfang des Jahres „gewagt“, den Autor der Streitschrift „Verbietet das Bauen“, Daniel Fuhrhop, einzuladen und mit zahlreichen Bürgern über Alternativen zu der in der in der Vergangenheit betriebenen Politik des Flächenfraßes zu diskutieren. Eine Politik, die auf Naturzerstörung ausgerichtet ist und zudem die Folgekosten auf die nächsten Generationen verlagert, ist nicht zukunftsfähig. Das war das Fazit der seinerzeit von den Grünen durchgeführten Veranstaltung.

Der Forderung der Grünen „Weiter denken, anders handeln“ versuchte der Bürgermeister durch seine Kritik quasi mit einem „Denkverbot“ entgegenzutreten. Auch die am Ende der Sitzung im Gemeinderat gemachte resignative Feststellung „es fehlt die zündende Idee“ hilft wenig weiter.

Wenn Wachstum lediglich in einem weiteren Anstieg des Schadens besteht, ist Mut gefragt. Mut zum Denken und Mut zum Handeln, um dem Schadenwachstum Einhalt zu gebieten. Im Interesse der Everswinkeler und Alverskirchener Bürger bleibt nur zu hoffen, dass Bürgermeister und Kommunalpolitiker möglichst bald den Mut finden, die eingetretenen Pfade zu verlassen und Visionen für eine nachhaltige Kommunalpolitik entwickeln und umsetzen.