Die „Schwarmstadt“ Münster und ihr Umland

Am 16.08.2011 veröffentlichten die Westfälischen Nachrichten Informationen zur Bevölkerungsentwicklung der Stadt Münster und seinem Umland unter der Überschrift: „Metropole boomt – Speckgürtel schmilzt. Münster wächst, Umlandgemeinden verlieren Bürger“.

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Die Westfälischen Nachrichten versuchen nun in einem Artikel vom 03.02.2017 zu suggerieren, Umlandgemeinden wie z. B. Everswinkel, würden von der starken Wohnungsnachfrage der „Schwarmstadt“ Münster profitieren. Logische Konsequenz: Die bisherige, auf maximalen Flächenfraß ausgerichtete angebotsorientierte Baulandpolitik möglichst beibehalten.

Eine Auseinandersetzung mit den Fakten zeigt allerdings, dass ein rasches Umdenken von Verwaltung und Kommunalpolitkern zwingend erforderlich ist.

Der seit dem Jahr 2004 zu verzeichnende Bevölkerungsrückgang der Gemeinde Everswinkel wird aktuell überlagert durch den Zuzug von Flüchtlingen. Ebbt der Flüchtlingsstrom ab, setzt sich der Rückgang der Everswinkeler Einwohnerzahl nicht nur fort, sondern wird in Folge des starken Anstiegs der Sterberate aufgrund des überdurchschnittlich hohen Altenanteils an Dynamik gewinnen.

Verstärkt wird dieser Effekt durch die sich seit Jahren aus Everswinkeler Sicht verschlechterte Wanderungsbilanz zur „Schwarmstadt“ Münster. Während in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre im Durchschnitt rund 175 Personen von Münster nach Everswinkel gezogen sind, waren es zuletzt nur noch rund 100 Menschen. Gleichzeitig ziehen mehr Everswinkeler nach Münster. Im Jahr 2015 standen 108 Zuzügen aus Münster 118 Fortzüge nach Münster gegenüber (Wanderungsbilanz – 10).

Aktuell beginnen die letzten geburtenstarken Jahrgänge ihre Ausbildung oder ihr Studium. Das bedeutet, zahlenmäßig rücken schwächere Jahrgänge nach. Von den immer weniger werdenden jungen Menschen wandert auf Grund veränderter gesellschaftlicher Bedingungen ein beträchtlicher Teil von Everswinkel in die Stadt ab. So ist der Wanderungssaldo in der Altersgruppe der 18 bis 25-Jährigen negativ (-24 im Jahr 2015).

Die für den Eigenheimerwerb im ländlichen Raum in Frage kommende Zielgruppe wird immer kleiner. „Die Umlandgemeinden müssen sich daher auf eine nachlassende Nachfrage nach Eigenheimen einstellen.“ Dies ist die eindeutige Aussage der NRW Bank in ihren Wohnungsmarktbeobachtungen 2015.

In Everswinkel und Alverskirchen ist der Wohnungsbestand durch die rege Bautätigkeit der letzten Jahre seit 2004 um über 500 Wohneinheiten erhöht worden. Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Entwicklung stellt die Ausweisung weiterer Baugebiete, wie sie von der Verwaltung und der Mehrheit der Everswinkeler Kommunalpolitiker gefordert wird, die Fortsetzung einer hilflosen „Kirchturmpolitik“ da. Leerstand von Bestandsimmobilien und ein weiterer Anstieg der von immer weniger Bürgern zu tragenden Infrastrukturfolgekosten wären die Folge. Ganz zu schweigen von den irreversiblen Schäden an der Natur.