Auf Einladung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatten sich am Montag, den 20.03.2017 zahlreiche Interessierte im Gasthof Grause zu einem spannenden Vortrag des Autors und Bauexperten Daniel Fuhrhop eingefunden. Unter dem plakativen Motto seiner Streitschrift „Verbietet das Bauen!“ referierte der bekannte Buchautor fachkompetent seine Ideen und Vorschläge, wie man der grassierenden Neubauwut in Deutschland sinnvoll Grenzen setzen könne. „Man muss eigentlich gar nichts verbieten“ meinte er. Es reiche aus, wenn mit intelligenten, gezielt eingesetzten Werkzeugen Neubauten zukünftig zunehmend überflüssig gemacht werden.
Auf einige der in seiner Streitschrift aufgeführten 50 Werkzeuge, die im Sinne von Anregungen zu verstehen sind, ging Fuhrhop in seinem kurzweiligen Vortrag näher ein: Leerstand erfassen und managen, Flächen effizienter nutzten, gemeinschaftliche Wohnformen fördern, Untermieter vermitteln, Einliegerwohnungen ermöglichen, Wohnungstausch anregen.
Vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerungszahl in Deutschland seit Jahren nahezu konstant geblieben sei, gleichzeitig aber seit 1993 über sechs Millionen neue Wohnungen geschaffen wurden, warb Fuhrhop für eine konsequente Anwendung der mehr als fünfzig in seinem Buch aufgeführten Ideen und Beispiele. Mit einem eindringlichen Appell an die Zuhörer beendete er seine Ausführungen: „Wir sollten das vorhandene Potential nutzen und den Neubau beenden und damit dem nach wie vor viel zu hohen Flächenverbrauch im Interesse der Natur Einhalt gebieten.“
Dem informativen und überzeugenden Vortrag schloss sich eine Diskussion an, in der eine Vielzahl von Aspekten zu Sprache kam. Dabei wurden die zu Beginn der Diskussionsrunde von dem CDU-Ortsvereinsvorsitzenden recht aggressiv vorgetragenen Störversuche durch Herrn Fuhrhop souverän unterbunden. Im weiteren Verlauf der Diskussion war dadurch für alle Interessierten ein gedeihlicher Gedankenaustausch möglich.
Einige Diskussteilnehmer vertraten nach wie vor die Ansicht, es müsse weiterhin Bauland ausgewiesen werden, um junge Familien aus den umliegenden Gemeinden „anzulocken“.
Die Ausweisung weiterer Siedlungsfläche im Ortsteil Alverskirchen stelle nicht nur einen erneuten Verstoß gegen sinnvolle raumordnerische Zielsetzungen dar, sondern sei angesichts der aktuellen Immobiliensituation hier vor Ort überhaupt nicht notwendig, brach ein weiterer Diskutant eine Lanze für die stärkere Nutzung vorhandener Leerstände. Der ausgewiesene Kenner des Alverskirchener Immobilienmarktes berichtete von zurzeit etwa 30 leer stehenden Wohneinheiten allein im Ortsteil Alverskirchen. Darüber hinaus wurde darauf hingewiesen, dass ein Teil der Baugrundstücke im Baugebiet Königskamp von der Gemeinde erneut nur durch Umgehung der Bestimmungen des Regionalplans vermarktet werden könne. Es sei daher ein Mythos, dass für die Zukunftsgestaltung Alverskirchens ständig überdimensionierte Baugebiete für die Errichtung von flächenverbrauchsintensiven Einfamilienhäusern ausgewiesen werden müssten.
Fazit: Der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ist es mit dieser Veranstaltung gelungen, einen hochkarätigen Bauexperten zu gewinnen, der seine auf den ersten Blick provokante Forderung „Verbietet das Bauen!“ überzeugend vertreten hat. Und der darüber hinaus in der Lage war zu verdeutlichen, dass Probleme sich nur durch eine gemeinsame sachliche Auseinandersetzung lösen lassen. Unter dem Strich kann daher diese Veranstaltung als Beispiel dafür gewertet werden, dass es auch in Alverskirchen möglich ist, über unterschiedliche Positionen in wertschätzender Atmosphäre kontrovers zu diskutieren.
Hinweis: Daniel Fuhrhop hat mit Alfred Wolk ein Interview zum Baugebiet „Königskamp“ geführt. Es kann unter dem folgenden Link gehört werden:
http://www.verbietet-das-bauen.de/wahrheit-alfred-wolk/