Fremdenfeindlichkeit

Leserbrief von Reinhard Schultz in den Westfälischen Nachrichten vom 31. Dezember 2014

Wer es gut meint mit der Zukunft von Alverskirchen, der hätte der Mehrzwecklösung zustimmen müssen. In zentraler Lage wäre nicht nur ein modernes Schulzentrum mit Übermittagsbetreuung entstanden, sondern auch ein Gemeindesaal und eine Reihe von Wohnungen für Flüchtlinge. Unterschiedliche Finanzierungsquellen hätten das Projekt möglich gemacht. Ein möglicherweise dauerhafter Leerstand der zentral gelegenen Immobilie und bisherigen Gasthofs Grause wäre vermieden worden.

Man hätte erwarten können, dass gerade das Bürgerteam Alverskirchen sich für die intelligentere Lösung eingesetzt hätte, wäre doch der Ortskern deutlich gestärkt worden.

Was mag der Hintergrund gewesen sein, dass die gesamte CDU gegen den Bürgermeister und alle anderen Parteien im Rat die offensichtlich schlechtere Lösung wählten? Die Antwort liegt auf der Hand: Starke Kräfte bei den Alverkirchener Poahlbürgern und damit in der Alverskirchener CDU wollen keine Flüchtlinge in Alverskirchen und schon gar nicht Ortszentrum. „Da wird sich schon eine Lösung finden“, sagte der CDU-Sprecher im Rat, will heißen, am besten nicht in Alverskirchen oder weit weg vom Schuss.

Aber auch ohne die Alverskirchener CDU hätte es eine Mehrheit im Rat für die Vernunft geben können. Da ist dann wohl der große Hammer vorgezeigt worden, mit dem ein harter Kern in Alverskirchen immer gerne droht: Dann wird aus Teilen des Bürgerteams und der Alverskirchener CDU das nächst Mal eine Frei Wählergemeinschaft in Konkurrenz zur CDU. Da ohne die Alverskirchener CDU die Union in der Gesamtgemeinde nicht mehrheitsfähig wäre, hat man wohl gekuscht.

Eine offene Debatte ohne Scheinargumente wäre besser gewesen. Everswinkel muss von Gesetzes wegen Flüchtlinge aufnehmen und möglichst sinnvoll über das gesamte Gemeindegebiet verteilen. Um die Zustimmung an den Standorten muss die Politik werden. Blumenkübel aufstellen, einen Kreisverkehr zum Skulpturengarten zu gestalten, einen Bürgerradweg zu bauen: Alles gutes bürgerschaftliches Engagement. Aber nichts, aber auch gar nichts wert, wenn es von Abschottung und Fremdenfeindlichkeit überlagert wird. Willkommenskultur in Alverskirchen wäre die notwendige und moderne Ergänzung zur Heimatkultur.

Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit können Markenzeichen für eine örtliche Gemeinschaft sein, in der sich junge Familien wohl fühlen, mehr als ein verzocktes Spekulationsobjekt wie der Königskamp.