Leserbrief von Hans-Jürgen Hunke-Riffert in „Die Glocke“ vom 16. September 2015
Was für ein unerwarteter Sieg für die Demokratie! Welch ein grandioser Verlierer ist Karten Fögeling, der sich als moralischer Sieger fühlen kann und dem der Dank aller Bürger gebührt, denn er hat uns eine Auswahl ermöglicht.
Mein Glückwunsch gehört dem neuen Bürgermeister Sebastian Seidel, den seine Partei CDU abgehoben als Kandidaten präsentiert und offensichtlich ohne politische Leidenschaft, aber mit Personal- und Materialeinsatz im Wahlkampf vorgestellt hat.
Für die Mehrheitspartei CDU ist dies eine politische Ohrfeige. Neben der Begeisterung der Bürger für den parteilosen Kandidaten spielte sicherlich auch das negative Bild der Partei in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit seit der Kommunalwahl 2014 eine Rolle für den knappen Wahlausgang. Die hochmütige, teilweise arrogante Haltung gegenüber den Oppositionsparteien, auch wenn diese gute Lösungsvorschläge im Interesse der Bürger in den Rat einbrachten, sowie die unchristliche Verfolgung mit großer Häme eines langjährig im Rat der Gemeinde erfolgreichen Sozialdemokraten, dessen andere Sachmeinung wie Majestätsbeleidung von der CDU und dem Bürgermeister aufgefasst wurde, haben menschliche, soziale und politische Spuren hinterlassen. Der Generationenwechsel in der CDU hat die politische Spaltung eher vertieft als verbessert. Die Bürger können hoffen, dass Sebastian Seidel und die CDU die Bürgermeisterwahl als Chance für ein demokratisches Miteinander begreifen.
Auch die Sozialdemokraten als stärkste Oppositionspartei sollten aus dem sehr guten Aschneiden des parteilosen Einzelbewerbers lernen. Sie sollten lernen, pfleglicher mit ihrem Personal umzugehen und einem langjährigen verdienstvollen Ratsherren – wie Alfred Wolk – gegen maßlose Planungen der Gemeinde das Rückgrat zu stärken und ihn nicht im Regen stehen zu lassen, weil eine populistische Meinungswelle auf sie zurollt.
Der klare Sieg des Einzelbewerbers in Alverskirchen könnte als Aufforderung an das Bürger-Team aufgefasst werden, mit einer Wählervereinigung dem Ortsteil mehr politisches Gewicht zu verschaffen.