IW-Studie

Im Kreis Warendorf wird zu viel gebaut

Eine im Juni 2017 vorgestellte Studie des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) ergab, dass im Kreis Warendorf 62% mehr Wohneinheiten gebaut wurden als benötigt.[1] Insgesamt wurden 723 statt der erforderlichen 447 Wohnungen erstellt.[2]

Während auch im Kreis Warendorf ein Bedarf an kleinen, insbesondere altengerechten Wohnungen vorhanden ist, besteht ein auffälliger Überhang an Wohnungen mit vier und mehr Räumen.

Besonders extrem ist die Diskrepanz beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern. Benötigt wurden 137, gebaut wurden aber 433. In diesem Bereich ergibt sich somit eine Überdeckung von 296 Einheiten.

Fazit von IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer: „Es wird an den falschen Stellen gebaut. Und es wird das Falsche gebaut."

Michael Voigtländer weiter: „Wir stellen mit Schrecken fest, dass in ländlichen Regionen immer noch sehr viele Einfamilienhäuser gebaut werden.“ Durch die rege Bautätigkeit erfolgt nicht nur eine verstärkte Zersiedelung der Landschaft. Die Gefahr ist groß, dass wir gerade im ländlichen Bereich den Leerstand von morgen bauen, heißt es in der IW-Studie.

Falls die Bauherren von heute ihre Häuser in der Zukunft verkaufen wollen, werden sie sich nach Einschätzung des IW-Wissenschaftlers schwer tun: „ Da die Bevölkerung schwindet, fällt die Nachfrage langfristig weg. Das wirkt sich natürlich auf die Preisentwicklung aus.“

Auch die Ursache für den Bauboom im Einfamilienhausbereich wird in der IW-Studie benannt: In vielen ländlichen Regionen überbieten sich die Bürgermeister gegenseitig im Ausweisen von Neubaugebieten, weil sie hoffen, mit günstigen Grundstücken im Wettbewerb um schwindende Einwohner punkten zu können. Sie erliegen einem Trugschluss: In schrumpfenden Regionen lassen sich so keine neuen Bürger gewinnen. Stattdessen ziehen die alteingesessenen Bewohner um und hinterlassen Leerstand in den Ortskernen.

Die Folgen sind zersiedelte Landschaften, ungenutzte Infrastruktur und verfallende Gebäude. Wie sich dieser Teufelskreis stoppen lässt und ländliche Regionen an Attraktivität gewinnen, liegt nach Ansicht der IW-Experten auf der Hand: Das Flächensparen ist verstärkt in das Bewusstsein der politischen Akteure zu rücken und die Ausweisung neuer Bauflächen hat zukünftig zu unterbleiben.

Das gilt vor dem Hintergrund des extremen Überhangs an Baufertigstellungen im Einfamilienhausbereich insbesondere für den ländlichen Kreis Warendorf.

 

[1] Philipp Deschermeier/Ralph Henger/Björn Seipelt/Michael Voigtländer (Institut der Wirtschaft Deutschland): Wohnungsmangel in den Städten, Leerstand auf dem Land, IW-Kurzbericht Nr. 44 vom 19. Juni 2017.
[2] Die Zahlen zur Bautätigkeit im Kreis Warendorf wurden der interaktiven Grafik „Am Bedarf vorbei gebaut entnommen: https://www.iwkoeln.de/themen/immobilienmaerkte/baubedarf?relatedarticles.p=2#related-articles